Es ist November im Jahr 2020. Die Impfstoffe stehen kurz vor ihrer Zulassung und gleichzeitig laufen die Intensivstationen wieder voll. Wir stecken mitten in der Pandemie, arbeiten an vorderster Front und erleben die Schicksale vieler Erkrankter aus unmittelbarer Nähe. Keiner von uns bezweifelt mehr die Ernsthaftigkeit der Lage.
Doch in uns schlägt dieses zweite Herz. Wir sehnen uns nach diesem einzigartigen Gefühl, das nur die gemeinsame Liebe zu den Medis erzeugen kann.
So nehmen wir dann allen Optimismus zusammen und verkünden, dass wir im September 2021 die MediMeisterschaften veranstalten wollen.
Es beginnt eine aufreibende Zeit, die uns an die Grenzen und darüber hinausbringen wird. Tagsüber auf der Intensivstation, abends am Hygienekonzept. Morgens Hausbesuche bei Langzeitbeatmeten und mittags Videokonferenzen zur Bühnenplanung. Es sind surreale Monate, die verstreichen bis die Impfkampagne ins Rollen kommt und wir einen weiteren Entschluss fassen. Wir werden die Veranstaltung exklusiv für Immunisierte machen. Wir sind überzeugt, dass der einzige Ausweg aus der Pandemie eine vollständige Durchimpfung der Bevölkerung ist und wollen daher ein Zeichen setzen. Wir erhalten unzählige Drohbriefe und Anzeigen, weil wir Freiheitsrechte beschneiden und Menschen zu Versuchskaninchen machen.
Doch euer Zuspruch ist größer, so dass wir im Juni selbstbewusst unser Hygienekonzept bei den Behörden im Unstrut Hainich Kreis einreichen mit dem Titel: Durchführung einer exklusiven Veranstaltung für vollständig Immunisierte.
Zu diesem Zeitpunkt ist die Inzidenz wieder deutlich gesunken und die ersten Studien zeigen den messbaren Erfolg der Impfungen im Kampf gegen Corona. Wir schließen uns der eCOV Studie an und haben ein Gutachten zur Untersuchung des Infektionsrisikos in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Unser Hygienekonzept ist gut, die Medis sollten so nicht zu einem Infektionstreiber werden.
Die untere Gesundheitsbehörde allerdings hat kein gutes „Bauchgefühl“ und versagt uns die Genehmigung. Wir bessern nach, berufen uns auf die wissenschaftliche Sachlage, doch die Bedenken der Behörde bleiben.
So spielen wir ein PingPong Spiel bis in den August. Die Hoffnung auf die Medis schwindet mit jedem Tag. Wir bereiten ein Schreiben vor in dem wir uns bei Mitarbeitern, UniOrgas, Dienstleistern und euch für das Vertrauen bis zuletzt bedanken, als wir von einem unserer Partner den Tipp erhalten uns in Ballenstedt zu melden.
2018 hatten wir uns den Verkehrslandeplatz dort bereits angeschaut und uns wegen der ungewohnten Infrastruktur dann für Cochstedt entschieden. Und jetzt sollen wir innerhalb von 3 Wochen den Ort wechseln und die Medis dort aufziehen?
Unser Hygienekonzept wird von den Behörden verstanden und akzeptiert, wir basteln einen neuen Lageplan, passen unser Sicherheitskonzept an und alle Dienstleister sind mit an Bord. Zum wiederholten Mal packen wir unseren Wanderzirkus ein und machen uns auf den Weg.
Einen Tag vor Aufbau beginnt dann der Regen. Später wird man sagen, dass es seit 12 Jahren nicht mehr so geregnet hat auf dem Flugplatz Ballenstedt. Unsere Maschinen fahren sich im Schlamm fest, die Containerburg der Hochebene kann nur mit Radlader und Ketten errichtet werden und wir mobilisieren noch ein letztes Mal all unsere Kräfte. Augen zu, Augen auf, here comes the sun.
Für das was dann folgt werden wir wohl noch eine Weile nach den richtigen Worten suchen. Aber jeden Tag, an dem wir uns von nun an zurück erinnern an diese Jahre in denen wir älter geworden sind, ohne es zu merken, an diese Jahre voller Verlust geliebter Menschen und Verzicht auf wahre Nähe, werden die MediMeisterschaften unser Leuchtturm sein, der uns Hoffnung gibt und uns einen Weg zeigt aus der stürmischen Nacht.
Danke, dass ihr an uns geglaubt habt.